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Jeder Mensch hat das Recht, für gute Arbeit einen angemessenen Lohn zu erhalten. Ein Außenstehender kluger Mensch, der einiges über erfolgreiche Hundezüchter mitbekommen hat, die innerhalb von 40 Jahren eine Rasse aus dem Nichts an die Spitze gezüchtet hatten, fragte mich: "Es kann doch nicht möglich sein, dass Menschen, die ein Leben lang die Besten in ihrem Job waren, am Ende nicht einen Pfennig davon haben?" Gute Frage!

Wie ist es denn nun möglich? Wenn Züchter sich doch angeblich die Taschen füllen, kann hier etwas nicht stimmen. Oder ist es doch eher so, dass bei einer sorgfältigen seriösen Hundezucht nichts an großen Gewinnen rauskommt? Die unterschwellige Meinung in der Hundeszene ist: Wer sich einem Hobby verschreibt, darf nicht erwarten, dass ihm andere seinen Spaß bezahlen? Na ganz so spaßig ist es ja nicht. wie schon im Artikel Hundezucht - Hobby oder Profession zu lesen war. Viele Hundehalter und reine Theoretiker, die niemals im Leben je einen einzigen Wurf gezogen haben und Züchter nur von Besuchen mit drolligen Welpenkindern her kennen, meinen es ist alles so schön und mache doch nur Freude. Was wissen sie von den Hintergründen? Was kennen sie von den Ängsten und Sorgen, den Nöten und Entbehrungen? Eine designierte leider viel zu früh verstorbene erfolgreiche Cockerspaniel-Züchterin sagte mir, nachdem sie ihre Zucht aufgegeben hatte, dass die Lebensqualität eines aktiven Züchters gleich null ist. Mit ein paar Hunden könne man wenigsten noch verreisen oder sich ein zwei Tage Auszeit gönnen. Aber mit einem kompletten Bestand ist man mehr oder weniger rund um die Uhr ans Haus gefesselt. Und dort hat man nie seine Privatsphäre, weil Hundeleute dazu neigen sich nicht an Geschäftszeiten zu halten und die meisten Besuche zweckmäßigerweise an den Wochenenden stattfinden. Das alles weiß niemand, der die Sache nur von außen betrachtet. Man stelle sich vor, es handele sich um einen anderen Familienbetrieb, der ein Exklusivprodukt herstellt, das begehrt ist und nur von dieser Manufaktur hergestellt werden kann, sozusagen nach einem Geheimrezept. Würde nur ein einziger Mensch auf die Idee kommen, dem Chef vorzuwerfen, er würde damit Geld verdienen wollen?

Erfolge eines Züchters schlagen sich selten in barer Münze aus. Tatsächlich aber in Pokalen und Urkunden, die wiederum viel Geld an Meldegebühren und Fahrtkosten erfordern, bis sie überhaupt gewonnen werden können

Ein Züchter gibt etwas an die Gemeinschaft weiter und agiert nicht nur für sich in seinem Kämmerlein. Züchter geben den Menschen etwas, das in der Bedeutung mit Geld eh nicht aufzuwiegen ist. Sorgfältig aufgezogene und gut sozialisierte Welpen. Der Hund ist nicht nur der älteste Begleiter des Menschen, er ist zugleich ein Geschöpf des Menschen selbst. Und damit spiegelt er das weite Spektrum der komplexen menschlichen Gefühle wider und Hundehaltung ist nun einmal eine rein emotionale Angelegenheit und nicht selten sogar eine Notwendigkeit.
Hierzu möchte ich B.M.Levinson zitieren:" Der Fortschritt, den die Gesellschaft heute erlebt, fordert einen hohen Preis in überall sich steigernden psychischen Katastrophen. Früher lebten Familien in übersichtlichen, fest geformten Gemeinschaften, in allgemeingültigen Ordnungsprinzipien. Das Privat- und das Berufsleben waren überschaubar, Kinder konnten am Beispiel der Erwachsenen erleben, wie die Welt später auch für sie aussehen würde. Heute wachsen viele Kinder nahezu heimatlos auf. Das Leben der Erwachsenen ist für sie nicht mehr nachvollziehbar; sein Wert erscheint ihnen außerdem durch wohlgemeinte, kritische 'Aufklärung' fragwürdig. Das Zuhause hat sich, von einem Ort gemeinsamer Aktion und Kommunikation, in ein Dienstleistungs- und Konsumunternehmen verändert. Mit dem Erwachsenwerden ist nicht ein Verwachsen und Hineinwachsen in eine immer vertrauter werdende Welt verbunden; im Gegenteil wachsen Menschen heute in eine ihnen immer befremdender, feindlich erscheinende Welt hinein. Heute ist ein Hund in der Familie vielleicht das einzige, was Eltern und Kinder gemeinsam interessiert.. Ich sehe es selbst an vielen unserer Hundebesitzer und habe es am eigenen Leibe erfahren dürfen. Freundschaften, die nur durch und wegen der Hunde zustande gekommen sind...und die zudem über jahrzehntelang halten und weit über das gemeinsame Interesse am Hund reichen. Levinson fährt fort: "Vielfach kann ein 'Liebesobjekt", in der Gestalt eines Hundes, vielen Menschen helfen, ihre innere Balance wiederzufinden und ihre Fähigkeit, Kommunikation und Fürsorge zu geben und zu empfangen, wieder aufleben lassen. Es ist heute beweisbar, dass in vielen Familien ein Hund schon lange kein Luxus mehr ist, sondern eine Notwendigkeit!"

Zucht als soziale Interaktion

Aus dieser Sicht wäre auch die Hundezucht mehr als nur ein kleinkünstlerisches Hobby. Anders gefragt: leisten Hundezüchter so etwas wie Sozialarbeit? Wenn ich an die vielen familiären Kontakte denke, die sich durch einen Hund zwischen sehr vielen Züchtern und Besitzern ergeben haben, dann ist dieser Gedanke gar nicht so abwegig. Vielleicht ist das sogar der ausschlagende Punkt. Soziales Engagement wird in unserer Gesellschaft nie mit Geld entlohnt. Es wird vorausgesetzt, aber nicht adäquat bezahlt. Wir kennen heute zwar von allem den Preis, aber nicht den Wert. Und die meisten Hundezüchter schämen sich (oder sie tun so), einen Preis für ihre Welpen überhaupt öffentlich zu machen. Viele sagen, es sind doch meine "Kinder" und die kann ich doch nicht auspreisen. Das zeigt das innige Verhältnis der Züchter zu ihren Hunden, sicher etwas überspannt, aber welcher Künstler ist das nicht? Und sie haben natürlich recht, denn ein Hund ist nun mal kein Stück Porzellan, sondern ein Lebewesen. Züchter sind auf die Einnahmen angewiesen, um ihre laufenden Unterhaltskosten für die Hunde in einem erträglichen Maß zu halten und die Welpen haben natürlich auch ihren Preis. Aber man findet höchst selten in einer Anzeige, dass Welpen "zu verkaufen" sind, sie sind allerhöchstens abzugeben.

Die Furcht als "geschäftstüchtig" daher zu kommen ist groß. Dabei weiß jeder, der sich einen Rassehund von einem gutem Züchter kauft, dass die Hunde nicht umsonst zu haben sind. Jeder, der sein Herzblut, sein Wissen, seine Arbeitskraft und jede komplette freie Minute in seine Hunde investiert, muss auch das Recht haben für einen Welpen einen angemessenen Preis zu verlangen und zwar ohne dass ihm das negativ ausgelegt wird. Kein Züchter rekrutiert seine Kunden mit Gewehr im Anschlag an der Straße. Seinem Engagement und seinen Bemühungen zufolge macht er durch gute Arbeit auf sich aufmerksam. Von Nichts ist Nichts. Durch sein soziales Engagement auch seinen Welpenbesitzern gegenüber, bringt der seriöse Züchter sich ein. Er sagt, dass seine Verantwortung für seine gezüchteten Hunde niemals endet. Er hilft, wenn Not am Mann ist mit Rat und wenn möglich auch Tat. Wie viele Züchter haben in ihrem Besitzerkreis über Jahre dauerhafte Kontakte aufgebaut und dadurch sind Freundschaften entstanden, die weit über das Verhältnis Züchter-Käufer hinausgehen? Vielleicht macht auch das neidisch? In einer Zeit, in der so viele Menschen einsam sind und niemanden haben, mit dem sie mal ein Wort wechseln können, steht der Züchter als Beispiel für ein funktionierendes Modell für ein Miteinander in einer Art Vorbildfunktion. Er beweist täglich aufs Neue, dass er es versteht mit wildfremden Menschen Kontakte zu knüpfen, Verbindungen herzustellen und jederzeit ansprechbar ist. Hundezucht ist also ein 24-Stunden-Job und das 365 Tage im Jahr.

Rechnung neu aufmachen

Wo finden Sie heute einen 24-Stunden-Bereitschaftsjob, der nicht entlohnt wird? Bei einem Stundenlohn von nur 10 € würde sich dieser „Job“ mit 87.600 € jährlich als „Verdienstausfall“ rechnen. Woran wollen die Kritiker nun nach all dem hier gesagten die angebliche Profitgier erkennen? Daran dass ein Multichampion 200 € mehr Decktaxe kostet? Na Donnerwetter, was für ein Profit, nachdem das Zehnfache in seine Ausstellungskarriere investiert wurde, damit er überhaupt seine Titel zusammenbekommen konnte. Und wie oft deckt denn ein Rüde in seinem Leben? Bis auf ganz wenige Ausnahmeerscheinungen schaffen es doch höchstens 5% aller Champions überhaupt mal zur Zucht eingesetzt zu werden.

Mal ehrlich, selbst wenn sich der eine oder andere Züchter nachdem er einen Wurf Salukis oder Irish Wolfhounds gut verkauft hat, sich seine Terrasse überdachen lässt oder ein neues Auto anschafft, hat er sich das nicht im Schweiße seines Angesichts redlich verdient? Wieso muss er überhaupt in die Lage geraten, sich in irgendeiner Weise rechtfertigen zu müssen? Da kann jeder froh sein, der schon vor Beginn seiner Hundezucht betucht genug war, sonst würde man ihm den Jaguar oder den Wintergarten, den Swimmingpool oder das Wohnmobil neiden, weil er angeblich alles „mit der Hundezucht“ verdient hat. Das Thema Geld hat wohl in keiner „Zunft“ eine so ehrenrührige Bedeutung wie bei den Züchtern. Das rührt daher, dass das Gewinnstreben in der Hundezucht nach Definition des VDHs moralisch verwerflich ist. Gerichte und Finanzämter sehen das ganz anders und machen den Züchtern die Gegenrechnung auf: Hundezucht ist auf Dauer angelegt, auf Gewinnerzielung gerichtet und geht von Umfang und Aufwand her eindeutig über eine Liebhaberei hinaus. Eine Gewinnerzielungsabsicht wird allein dadurch begründet, dass die Tätigkeit

  • nach außen in Erscheinung tritt (selbstständig)
  • planmäßig und
  • fortgesetzt ausgeübt wird.

Soweit so gut oder schlecht. Demnach hat keiner das Recht, kein Zuchtverband und keine andere Privatperson, einem Züchter, selbst wenn es ihm gelingen würde, Gewinne zu erwirtschaften, das zum Nachteil auszulegen. Im Gegenteil, kann hier sogar von einer Geschäftsschädigung ausgegangen werden.

Autorin: Marianne Bunyan, August, 2003

 

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